Lieber Bruder, / Liebe Schwester,
Die von Ihnen erwähnte Information ist falsch. Zu behaupten, alle Hadithe seien nur sinngemäß überliefert, ist ein schwerwiegender Irrtum. Die Sahaba haben sich große Mühe gegeben, die Hadithe wortgetreu so zu überliefern, wie sie aus dem Munde des Propheten (s.a.w.) kamen. Die Aussagen des von Ihnen genannten Autors beruhen auf einem offensichtlichen Fehler.
Die Überlieferung der Bedeutung in den Hadithen:
Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) befahl und wies darauf hin, dass seine Hadithe von den Sahaba auswendig gelernt und in ihren Gedächtnissen bewahrt werden sollten, und
„Wenn ich euch einen Hadith überliefert habe, so merkt ihn euch und bewahrt ihn auf.“
(Zehebî, Siyerır A’lâmi’n-Nubelâ“, Ägypten 1957. I, S. 96).
Nach einer Überlieferung von Abdullah ibn Mas’ud betete der Gesandte Gottes (s.a.w.) dafür, dass Allah die Gesichter derer erhellen möge, die seine Hadithe hörten und sie unverändert an andere weitergaben. (Abu Dawud, Ilm, 10; Tirmidhi, Ilm, 7).
Die Sahaba legten großen Wert darauf, die Hadith-Texte so zu überliefern und weiterzugeben, wie sie sie vom Propheten (s.a.w.) gehört hatten, und protestierten heftig gegen diejenigen, die die Hadithe mit abweichenden Formulierungen wiedergaben. Unter den Sahaba zeichnete sich Abdullah ibn Umar (r.a.) besonders durch seine Sorgfalt aus, die Hadithe in den Worten des Propheten (s.a.w.) zu bewahren und zu überliefern. Wenn er einen Hadith vom Gesandten Allahs (s.a.w.) hörte oder Zeuge eines Ereignisses im Zusammenhang mit ihm war, fügte er nichts hinzu und ließ nichts weg. (Musnad, VII/297-298).
Die Gefährten des Propheten waren nicht nur selbst sehr sorgfältig in der wortgetreuen Überlieferung der Hadithe, sondern empfahlen dies auch einander und korrigierten sich gegenseitig, wenn nötig.
Bezüglich der Überlieferungsart von Hadithen gibt es zwei Arten der Überlieferung. Die eine ist die wörtliche (lafsan) Überlieferung der Hadithe; die andere ist die Überlieferung nach dem Sinn (mana). Obwohl die wörtliche Überlieferung der Hadithe die Grundlage bildet, haben sowohl die Sahaba als auch viele spätere Hadith-Überlieferer die Hadithe nach dem Sinn überliefert.
An Hasan al-Basri;
„Du änderst heute die Wortwahl des Hadith, den du gestern überliefert hast.“
als Einspruch erhoben wurde,
„Wenn ich ins Schwarze getroffen habe, ist das in Ordnung.“
er hat geantwortet (Hatib al-Bagdadi, al-Kifaya fi Ilm al-Riwaya, Medina o.J., S. 207).
In den Hadith-Quellen stellen wir fest, dass, obwohl der beschriebene Vorfall derselbe ist, eine Geschichte mit unterschiedlichen Formulierungen erzählt wird und viele Hadithe wortwörtlich überliefert wurden. Auffällig ist, dass die wortwörtlich überlieferten Hadithe meist kurze Texte sind, während die inhaltlich überlieferten Hadithe in der Regel längere Texte aufweisen.
Die Überlieferung mit abweichenden Wortlauten (sinngemäß) findet sich in einigen, meist synonymen Formulierungen des Hadith, jedoch nicht in allen Formulierungen. All dies sind durch gründliche Forschung belegte Tatsachen. Der Prophet (s.a.w.) hat die sinngemäße Überlieferung von Hadithen ausdrücklich erlaubt:
„Solange ihr nicht das Verbotene für erlaubt und das Erlaubte für verboten erklärt, besteht kein Einwand gegen die Überlieferung nach dem Sinn, wenn ihr den Sinn richtig wiedergebt.“
(Hatîb el-Bağdadî, el-Kifâye fi İlmi’r-Rivâye, Medine ty, S. 199-200).
In dieser Frage sind die Gelehrten der Hadith-, Fiqh- und Usul-Wissenschaften uneins. Einige Gelehrte erlauben die Überlieferung von Hadithen nach dem Sinn, während andere dies für unzulässig halten. Auch diejenigen, die die Überlieferung von Hadithen nach dem Sinn erlauben, stellen bestimmte Bedingungen auf.
Demnach muss der Überlieferer jemand sein, der die Bedeutung und Absicht der Worte und die Umstände, die diese Bedeutung verfälschen könnten, gut kennt. Imam Schafi’i sagt dazu Folgendes:
Einige der Sahaba waren sich in der Rezitation des Korans uneins, jedoch nicht in der Bedeutung.
Der Gesandte Gottes sagte zu ihnen:
„So ist es; der Koran wurde in sieben Lesarten herabgesandt. Lest daraus, was euch leichtfällt.“
Sie sagten: Wenn es erlaubt ist, den Koran in sieben verschiedenen Lesarten zu rezitieren, dann sollte es kein Problem sein, Hadithe nach ihrer Bedeutung zu überliefern. (Schafi’i, ar-Risala, hrsg. von Ahmed Muhammed Schakir, Beirut o.J., S. 273, 4).
Tatsächlich hat die Überlieferung der Hadithe nach ihrer Bedeutung dem Islam keinen Schaden zugefügt. Das Gegenteil zu behaupten, ist mit wissenschaftlichen Erkenntnissen unvereinbar.
(siehe Schamil Islam Enzyklopädie, Artikel Rivayet)
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