Ist der Aufstand gegen eine tyrannische Regierung erlaubt?

Antwort

Lieber Bruder, / Liebe Schwester,

Die Gelehrten der Ahl as-Sunna sind sich einig, dass die Staatsoberhäupter aus fähigen, umsichtigen Persönlichkeiten ausgewählt werden müssen, die über Gerechtigkeitssinn verfügen und sich in administrativen, politischen und militärischen Angelegenheiten gut auskennen.

Der Gehorsam gegenüber Staatsoberhäuptern, die auf diese Weise gewählt und an die Spitze gelangt sind, ist nach Ansicht der Mehrheit der Gelehrten



ist Pflicht.

Allerdings haben auch die Gelehrten der Ahl as-Sunna den Gehorsam gegenüber Staatsoberhäuptern, die durch Zwang und Unterdrückung an die Macht gekommen sind, für notwendig erachtet, unabhängig davon, ob diese würdig sind oder nicht.


Denn Aufruhr gegen die Staatsgewalt führt zu großem Unfrieden und Übel.

Bekanntlich ist es äußerst schwierig, die durch Aufruhr entstandene Spaltung, das Chaos und die Anarchie zu beenden. Manchmal kann dieses Chaos sogar das Leben von Nationen und Staaten kosten.

Der Prophet (s.a.w.) legte großen Wert auf die Ruhe und den Frieden, die Einheit und den Zusammenhalt der Gläubigen und empfahl seiner Gemeinde, sich nicht gegen die Ungerechtigkeit und Unterdrückung durch die Staatsführer aufzulehnen, sondern Geduld zu zeigen, um die öffentliche Ordnung nicht zu stören.

Der folgende Hadith, überliefert von Hz. Huzeyfe, wirft Licht auf dieses Thema:


„Nach mir werden Herrscher kommen, die nicht meinem rechten Weg folgen und nicht nach meiner Sunna handeln werden.“


„Was soll ich tun, wenn ich das noch erlebe, o Gesandter Gottes?“

fragte ich.


„Gehorche und sei gehorsam. Selbst wenn dir der Rücken verprügelt und dein Hab und Gut genommen wird, gehorche und sei gehorsam.“


„So sprachen sie.“


(Tac., III/44-45)


NICHT REBELLIEREN BEDEUTET NICHT, SICH MIT UNGERECHTIGKEIT ABZUFINDEN

Die Empfehlung des Propheten (s.a.w.) an seine Gemeinde, Ungerechtigkeit und Schaden durch die Herrscher geduldig zu ertragen, ist keine Aufforderung zur Unterwerfung unter die Tyrannei; vielmehr dient sie dem weisen Zweck, durch Aufruhr größere Ungerechtigkeit und Schaden zu vermeiden, die die Einheit von Staat und Nation gefährden könnten.

Bekanntlich verbietet der edle Koran nicht nur die Ausübung von Ungerechtigkeit, sondern auch die geringste Neigung oder Zustimmung zu ihr aufs Schärfste. In diesem Sinne ist es abwegig, den Befehl unseres geliebten Propheten (s.a.w.) zum Gehorsam gegenüber ungerechten Herrschern als Zustimmung zur Ungerechtigkeit zu interpretieren. Dieser Befehl sollte auch nicht als Hindernis für den Kampf gegen die Ungerechtigkeit angesehen werden. Denn auch im Gehorsam können sich verschiedene Möglichkeiten und Gelegenheiten, günstige Bedingungen und legitime Wege finden, um die Ungerechtigkeit zu beseitigen. Wenn jedoch trotz aller Bemühungen im Gehorsam keine legitime Möglichkeit gefunden werden kann, die Ungerechtigkeit zu beseitigen, dann ist es eine reife Handlung, die von einem vernünftigen und besonnenen Muslim erwartet wird, sein individuelles und persönliches Recht dem Wohle der Allgemeinheit und dem öffentlichen Interesse zu opfern.


DIE SCHÄDEN DES AUFSTANDS

Nach einer anderen Überlieferung von Ibn Abbas (ra) sagte der Prophet (sav):



Wer auch immer etwas Schlechtes an dem sieht, was der Befehlshaber getan hat, der soll Geduld haben.


(sollte nicht rebellieren)



.

Denn wer auch immer dem Sultan


(Gehorsam)




Wer auch nur eine Elle abweicht, stirbt den Tod der Unwissenheit.


.“


(Buhari, Kitab al-Fitan)

Hadith-Professor Kamil Miras erklärt diesen Hadith folgendermaßen:

„Unser Prophet (s.a.w.), gestützt auf die Offenbarung, sah und wusste durch das Licht der Prophetenschaft, also durch die Mitteilung Gottes, dass einige derjenigen, die die Verantwortung für die Allgemeinheit tragen, unrechtmäßige Handlungen begehen würden. Angesichts dieser Situation gebot er den Muslimen, mit Geduld und Ruhe zu handeln und sich von Unruhen fernzuhalten. Und…“

„Wer auch nur einen Schritt von dem Sultan, der die Verantwortung für die Allgemeinheit trägt, also vom Staatsoberhaupt, das die nationale Autorität vertritt, und von der islamischen Ummah abweicht, stirbt einen Tod der Unwissenheit.“

er/sie sagt, dass dies bedeutet

„Er stirbt als ein rebellisches Individuum einer kopflosen und gesellschaftslosen, unwissenden Nation.“

Das bedeutet es. Es bedeutet nicht, dass er als Ungläubiger sterben wird.“

Da die Wahrung der Integrität des Vaterlandes, der Schutz von Ehre und Sittlichkeit sowie die Sicherheit von Leib und Leben untrennbar mit dem Bestand und Fortbestehen des Staates verbunden sind, hat der Prophet (s.a.w.) stets auf Gehorsam bestanden. Er hat die Muslime aufs Schärfste vor jeglicher Rebellion, Zersetzung, Spaltung und Separatismus gewarnt.

Viele Nationen, die die Weisheit und den Nutzen des Gehorsams nicht erkannten, haben die Staatsmacht, eine der größten Gaben Gottes, verloren und konnten ihre Einheit, ihren Zusammenhalt und ihre Unabhängigkeit nicht bewahren. Die Geschichte bietet hierfür zahlreiche Beispiele.


WENN DER STAATSOBERHAUPT DEN UNGEHORSAM GEGEN GOTT BEFIEHLT…

Der Gesandte Allahs (Friede und Segen seien mit ihm) sagte in einem seiner heiligen Hadithe Folgendes:


„Man gehorcht dem Geschöpf nicht in dem, was eine Rebellion gegen Gott ist. Gehorsam ist nur im Guten.“

In einem anderen Hadith sagt der Prophet (Friede sei mit ihm):


„Solche Leute werden euch als Imame vorgesetzt

(Präsident)

Es wird vorkommen, dass Sie einige seiner Handlungen gutheißen und zufrieden sind. Andere Verhaltensweisen werden Sie hingegen als schlecht empfinden. Wer wird diesen Führern sagen, dass diese Verhaltensweisen schlecht sind?

(von Einmischung und Zwietracht)

schützt sich selbst. Wer auch immer

(ohne es mit Worten auszudrücken, aber im Herzen)

Wer Groll hegt, entgeht der göttlichen Verantwortung. Wer aber

(von diesen schlimmen Dingen)

wer zufrieden ist und ihnen gehorcht, geht zugrunde.“


(Sahih Muslim).

Alle Gelehrten, Erneuerer und anderen islamischen Gelehrten haben Ungehorsam und Rebellion strikt voneinander unterschieden. Sie haben in Situationen, die Gottes Gebot widersprachen, niemandem gehorcht. Gleichzeitig haben sie aber niemals zu Rebellion aufgerufen oder diese gefördert. Im Gegenteil, sie haben sich stets bemüht, die Gläubigen von Rebellion abzuhalten und sind in dieser Hinsicht allen Muslimen mit ihrem Beispiel vorangegangen.


Mit Grüßen und Gebeten…

Islam im Dialog: Fragen und Antworten

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